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Herbst: "Ich bin kein Ritual-Fetischist"

Die User fragten - Reinfried Herbst antwortete im sport10.at-Live-Chat. Warum er kein Fetischist ist, letztes Jahr vieles nicht stimmte und von wo er heuer herab lachen will.

Die ÖSV-Truppe bereitet sich derzeit auf den Gletschern Österreichs für die neue Saison vor. sport10.at traf dabei Reinfried Herbst im Rahmen des Medientages am Mölltaler-Gletscher. Trotz eines dichten Terminplans, nahm sich der Slalom-Weltcupkugel Sieger der Saison 09/10 Zeit, den sport10.at-Usern Rede und Antwort zu stehen. Eine Auswahl an Fragen und Antworten des interessanten Chats, gibt es hier.

Reinfried, wie geht es mit dem Training? Hast du dieses Jahr den Schwerpunkt auf weichere Schneeverhältnisse gelegt, bzw. dich dort verbessert?
Reinfried Herbst: Grundsätzlich hatten wir eine super Vorbereitung. Unsere Trainingstage haben wir so erwischt, dass wir alles in Neuseeland abdecken konnten. Schneesorten, Temperatuen usw. Natürlich ist es für mich persönlich ein Ziel und Schwerpunkt, mir die Sicherheit bei weicheren Verhältnissen aufzubauen.

Bist du mit dem neuen Material zufrieden?
Ich bin mit dem Material und dem Setup sehr zufrieden, nicht vergleichbar mit dem letzten Jahr, als ich es sehr schwer hatte. Jetzt hab ich ein gutes Gefühl und Sicherheit, was sich auf die Rennen hoffentlich auswirkt und ich so konstante Leistungen bringen kann.

Im Sommer ist ja lang über das neue Material für die übernächste Saison diskutiert worden. Auch wenn es dich als Slalomfahrer nicht so betrifft: Was sagst du zu den Regeländerungen?
Ich bin als Slalomfahrer nicht unmittelbar betroffen, daher mache ich mir sehr wenig Gedanken darüber. Ich muss schauen, dass ich wieder dort hin komm, wo ich schon war, da sollten mich solche Dinge nicht beschäftigen. Aber: Grundsätzlich muss es diskutiert werden, da die Sicherheit in den letzten Jahren etwas vernachlässigt wurde.

Warum ist der ÖSV eigentlich für das neue Material?
Weil man die Grundtechnik sauber fahren muss, und das bei uns im Verband vom Nachwuchs weg ein großer Schwerpunkt darauf liegt.

Aber kann man die Sicherheit nicht irgendwie anders erhöhen? Mit einer anderen Pistenpräparierung zum Beispiel? Das haben deine Kollegen ja vorgeschlagen.
Es gibt sehr viele Ansätze, unter anderem die Präparation, die sicher ein Thema ist. Aber es wird verdammt schwierig sein, alle Sportler auf einen gemeinsamen Weg zu bekommen, da jeder seine eigenen Interessen (Vorteile, Nachteile für jeden Einzelnen) verfolgen wird.

Leider hat es ja Nicole Schmidhofer schon erwischt (schwere Sprunggelenksverletzung, Anm.). Meine Frage daher: Wird der gesamte Skisport nicht schon zu gefährlich?
Die Verletzungen haben zugenommen. Vor allem ist es mittlerweile so, dass es viel schneller passiert als früher und es meistens auch noch schlimmere Verletzungen sind. Aber man muss dazusagen, dass die Leute "draußen" viel mehr erfahren als früher. Somit ist man quasi schneller informiert, es wird mehr berichtet, dadurch ist die Anteilnahme größer.

Themenwechsel: Wer holt heuer die Slalom-Kristallkugel?
Das Potenzial haben viele. Ich rechne mit den üblichen Verdächtigen des letzten Jahres, die darum kämpfen werden. Nach den Trainingseinheiten und Vorbereitungstagen ist es für mich ebenso das große Ziel - das ist nicht außer Reichweite, wenn ich meine Sicherheit in dieser Saison zurückgewinne. Von dem gehe ich aus. Außerdem: Die eine Kugel alleine fühlt sich zuhause einsam!

Wie stark schätzt du das männliche österreichische Team in dieser Saison ein?
Allgemein schätze ich es sehr hoch und gut ein, wichtig ist, dass wir von Verletzungen verschont bleiben - als ganzes Team. Ich denke, dass der eine oder andere Junge vielleicht den Sprung nach vorne schafft und es so die Mannschaft noch zusätzlich stärkt.

Was sind deine Ziele in dieser Saison?
Konstant gute Leistungen im Weltcup und von Rennen zu Rennen eine Steigerung zu erreichen, so, dass ich regelmäßig zurück auf das Stockerl komme. Wenn dieser Sprung geschafft ist, dann ist natürlich die Kugel das höchste Ziel in dieser Saison. Neben einem persönlichen Karriereziel: Ein Mal in der Gamsstadt Kitzbühel von ganz oben herunter lachen.

Probierst du heuer eine weitere Disziplin, neben dem Slalom?
Ich bin grundsätzlich mit dem Slalom voll beschäftigt und konzentriert, um dort wieder ganz vorne Fuß zu fassen und somit werde ich in Zukunft nicht noch eine Disziplin anstreben. Da ich die Angst habe, sonst im Slalom abzubauen.

Woran lag es, im Nachhinein betrachtet, dass du in der letzten Saison auf dem Treppchen nie ganz oben gestanden bist?
Es haben mehrere Faktoren zusammengespielt, warum ich mir so schwer getan habe: Ich war gesundheitlich nie ganz fit, das ist aber eine Grundvoraussetzung. Noch dazu kam, dass ich sehr lange am richtigen Setup getüftelt habe. So konnte ich mir keine Sicherheit aufbauen, um auch im weichen Schnee mitzuhalten.

Hast du Marotten vor dem Start?
Ein Ritual-Fetischist bin ich nicht (lacht). Aber wenn ich merke, dass mir etwas gut tut, sei es Übungen am Start bzw. Konzentrationssachen, dann mache ich das auch. Aber die sind nicht abhängig von Erfolg oder Misserfolg.

Welches ist dein Lieblingsrennen, vor allem in Österreich?
Ganz klar: Schladming, da dort die Stimmung am besten ist und ein Nachtevent einfach noch größere Eindrücke hinterlässt!

Was hast du nach deiner Karriere vor? Kannst du dir vorstellen, Journalist zu werden?
Diese Frage stellt man nicht (lacht). Ich habe mich mit dem Thema noch nicht auseinandergesetzt, aber sag niemals nie!

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