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Ein olympisches Skimärchen

Olympia schreibt immer wieder schöne Geschichten, mit dem kleinen Ski-Märchen des Reinfried Herbst ist diese Sammlung seit Samstag um ein Kapitel reicher.

Im Mai 2005 war die Karriere des Pinzgauers unmittelbar vor dem vorzeitigen Ende gestanden, ein dreiviertel Jahr später sprang der 27-Jährige nun in Sestriere als Silbermedaillengewinner aufs olympische Slalom-Stockerl.

"Ich war gerade auf Urlaub in Ägypten, da wurde mir telefonisch mitgeteilt, dass ich mit 26 Jahren unter den Top-30 sein müsste. Das war aber nicht der Fall. Damit hatte ich die Richtlinien verpasst", schilderte Herbst seine gar nicht lustige Ferien-Anekdote.

"Ich hatte dann mit Cheftrainer Toni Giger ein ausführliches Gespräch, bei dem ich wissen wollte, welche Chance ich auf ein Comeback habe. Giger hat mir gesagt: "Gehe deinen Weg, trainiere, gib Gas, gib noch einmal alles. Im Herbst bekommst du dann noch einmal eine Chance zum mittrainieren und dann schauen wir weiter.""

Race-Academy Herbst nahm sich den Rat seines Chefs zu Herzen, stand aber plötzlich alleine da. Der 27-Jährige aus Unken bei Lofer scheute jedoch weder Kosten noch Mühen und hing sich voll ins Zeug, fand in der Race-Academy von Dieter Bartsch Platz und trainierte dort unter der Obhut von Ex-Weltcup-Läufer Dietmar Thöni Richtung Comeback. Die Skimarke wurde gewechselt (von Head auf Blizzard), der Fahrstil stark verändert. "Um das zu packen, muss man brutal viel trainieren und probieren. Das hätte wohl in einem Team nicht funktioniert, insofern war das 1:1-Coaching perfekt", erläuterte Herbst, für den sich das Training auf eigene Faust im Endeffekt als Glücksfall herausgestellt hat.

Den Weg zurück in die ÖSV-Mannschaft schaffte der von zahlreichen schweren Verletzungen (fünf Knieoperationen, zwei Kreuzbandrisse) gebeutelte Salzburger dann im Oktober 2005 bei der Rückkehr ins rot-weiß-rote Trainingsteam. Dort beeindruckte er mit starken Leistungen auch ÖSV-Alpinchef Hans Pum. "Er hat von Anfang an aufgezeigt, ist immer stärker geworden."

Sestriere - Das investierte Geld hat Herbst, der mit Startnummer 42 in die Olympia-Saison gestartet war, spätestens seit seinem zweiten Platz im Kitzbühel-Slalom sowie nun dank Olympia-Silber längst wieder herinnen, dennoch war der Sommer 2005 kein Honiglecken. "Ich verlor mein Sponsorauto, musste mir ein neues kaufen. Ich musste Trainer, Academy, Lifte, Pisten aus der eigenen Tasche zahlen. Aber meine Eltern haben seit meiner Kindheit so viel für mein Skifahren ausgegeben, dass ich entschied: Ich will es noch einmal wissen. Es hat sich rentiert."

Die beste Weltcup-Platzierung von Herbst in seiner "ersten Karriere" war übrigens ein 13. Platz ausgerechnet im K.o.-Slalom 2002 in Sestriere gewesen - für Herbst waren es damals die ersten Weltcup-Punkte seiner Karriere, jetzt bescherte ihm Sestriere auch noch die erste Großereignis-Medaille seiner Karriere. Herbst ist ausgebildeter Polizist, seine Hobbys sind Tennisspielen, Motorradfahren und Fischen. Reinis Lieblingsspeise ist passend zum Olympia-Austragungsort Pizza, sein Lieblingsgetränk "A super kalter Radler" konnte sich der Slalom-Spezialist nun am Samstagabend in Sestriere in mehrfacher Ausführung genehmigen.

Quelle: Kurier

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