. .

Eine Saison im Zeichen der Kristallkugel


Emotionen pur erlebte gestern der neue Slalom-Weltcupsieger Reinfried Herbst. Nach vier Saisonsiegen in Levi, Alta Badia, Schladming und Kranjska Gora erfüllte er sich beim WC-Finale in Garmisch-Partenkirchen mit dem Gewinn der Kristallkugel einen Kindheitstraum. "Jetzt habe ich mich in die Riege der österreichischen Slalom-Größen Benjamin Raich, Thomas Sykora, Rainer Schönfelder und Thomas Stangassinger eingereiht", freut sich Reinfried.


"Als ich gestern im zweiten Lauf über die Ziellinie fuhr, war ich nur noch erleichtert, dass mich mein Körper ins Ziel gebracht hat. Körperlich war ich über der Grenze, da ich durch Bronchitis und Husten ziemlich angeschlagen war. Ab der zweiten Hälfte im zweiten Durchgang hatte ich keine Kraft mehr und nur versucht, mich irgendwie ins Ziel zu retten, mich auf ein paar wichtige Stellen zu konzentrieren, denn ich konnte nicht mehr aktiv fahren. Im Ziel wusste ich, es war kein besonderer Lauf, aber eine gute Ausgangsposition für die Kristallkugel", sagte Reinfried. Danach begann aber die Zitterpartie: "Allerdings war ich nach Julien Lizerouxs Lauf nicht mehr so optimistisch. Er hat mir nach dem Rennen erzählt, dass er am Start meinen Lauf mitbekommen hat. Ihm war klar, dass er Erster oder Zweiter werden musste, um sich noch den Slalom-Weltcup zu holen. Sein Lauf ist ihm voll aufgegangen und ich dachte mir, das geht sich für mich nicht mehr aus."

"Coole Trainer haben geweint"
Reinfried Herbst stand im Ziel und konnte sich keinen der folgenden Läufer mehr ansehen: "Ich hab nur auf die Ergebnis-Vidiwall gesehen. Permanent hab ich mir die Weltcuppunkte im Kopf errechnet. Auch mein Umfeld war total nervös. Als Julien auf den dritten Platz rutschte, wusste ich, dass es vollbracht ist. Ein Kindheitstraum ging in Erfüllung. Für mich ist der erste Platz im Slalom-Weltcup aus sportlicher Sicht das Größte. Ich habe nur eine Disziplin und nur eine Chance auf eine Kugel. Dafür habe ich gekämpft und alles gegeben. Nach dem Rennen erlebte ich emotionale Momente, die ich nicht beschreiben kann. Da waren normalerweise coole ÖSV-Betreuer, Cheftrainer und Funktionäre, die Tränen in den Augen hatten, ebenso wie viele meiner Fanclub-Mitglieder. Es war eine riesige Freude zu sehen, wie viele Leute sich mitgefreut haben."

Nach der Siegerehrung im Zielgelände hat Reinfried mit dem Fanclub gefeiert, "gemeinsam mit den Riesch-Fans. 85 Leute von mir waren da und kurz vor der offiziellen Siegerehrung um 18:00 Uhr fuhr ich schnell ins Hotel, um mich umzuziehen. Diese Siegerehrung war dann ganz was besonderes. Da habe ich erst kapiert, was ich erreicht habe." Danach ging Reinfried mit seinem Fanclub und seiner Fanclubmusik "Die 4 Salzburger" essen und im Anschluss feierte er mit den Trainern und Kollegen auf der Audi-Party. "Es war ein sehr schöner Abschluss."

In der kommenden Woche wird Reinfried Herbst die österreichische Meisterschaft in Innerkrems fahren, soferne "ich körperlich wieder fit bin. Aber ich will schon starten. Danach hab ich noch ein paar Werbeskitage, unter anderem auch einen mit meinem Fanclub. Aber jetzt freue ich mich einfach auf meine Familie. Es ist zum ersten Mal, dass Manu, Felix, Lilly und ich gemeinsam zu Hause sind. Das werde ich in vollen Zügen genießen."

"Dank an mein Umfeld und besonders meinem Fanclub"
Reinfried möchte sich auch bei allen herzlich bedanken, die ihn unterstützt und die Daumen gedrückt haben: "Vor allem bei meinen Trainern, meinem Servicemann Armin, natürlich bei Blizzard und der gesamten Tecnica-Gruppe. Alle haben ihren Anteil an der Kugel. Und die zahlreichen positiven Mails von Fans und Freunden haben mir auch viel Kraft gegeben. Besonders möcht ich mich aber bei meinen Fanclub-Mitgliedern bedanken, denen wegen ihrer tollen und aufopfernden Arbeit die große Kristallkugel für die besten Fans gebührt." Stolz war der 31-Jährige auch darauf, dass er von vielen Betreuern und Trainern anderer Länder Anerkennung erhalten hat.

Stehaufmännchen Herbst: "Es war zu 100% meine geilste Saison"
"Wenn man bedenkt, dass ich nur Slalom fahre und bei neun Weltcuprennen nicht so viele Möglichkeiten auf Siege habe, ist es nicht schlecht gelaufen. Mit vier Siegen und dem Slalom-Weltcupsieg war es meine geilste Saison bisher", beschreibt Reinfried. Es waren aber auch Monate mit vielen Höhen und Tiefen: "Eigentlich war das Jahr eine richtige Berg- und Talfahrt. Nach den beiden Erfolgen in Levi und Alta Badia hab ich mich im Jänner voll auf Kitzbühel fokussiert. Und dort passiert das gleiche wie im letzten Jahr, nach der Schlappe am Ganslernhang gewinn ich zwei Tage später in Schladming. Niemand hat mir das zugetraut, ich hab aber immer an mich geglaubt. Und dann kamen die Olympischen Spiele: Ich wollte dort eine Medaille holen, obwohl der Slalom-Weltcup aus sportlicher Sicht immer mein größtes Ziel war. Das Thema Olympia ist für mich nach Rang zehn aber abgeschlossen. Es waren wahrscheinlich meine letzten Olympischen Spiele und es wäre die Krönung für eine tolle Saison gewesen, wenn ich dort eine Medaille geholt hätte. Aber die Kristallkugel hat für mich persönlich die Niederlage in Whistler dreifach aufgehoben."

Weitere Infos unter: